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Nationalrat will Mittel für Auslandhilfe kürzen

Nationalrat will Mittel für Auslandhilfe kürzen

Der Nationalrat will im kommenden Jahr weniger ausgeben für die Auslandshilfe als der Ständerat und der Bundesrat.
09.12.2025, 04:1109.12.2025, 04:11

Er setzte am Montag die Debatte über das Bundesbudget fort, konnte sie aber aus Zeitgründen nicht beenden. Gekürzt hat der Nationalrat die Kredite für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und für Beiträge an multilaterale Organisationen. Er folgte beim Entscheid der Mehrheit der Finanzkommission.

Nationalraete stimmen ab waehrend der Debatte um den Voranschlag 2026 mit integriertem Aufgaben- und Finanzplan 2027-2029, waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 8. Dezember ...
Der Nationalrat bei der Debatte am Montag.Bild: keystone

Anträge für Erhöhungen abgelehnt

Konkret sollen 6,3 Millionen Franken weniger für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit bereitstehen. Und für Beiträge an multilaterale Organisationen strich der Nationalrat weitere 28,2 Millionen Franken aus dem Budget.

Anträge von SP, Grünen und GLP, aufzustocken respektive nicht zu kürzen, drangen nicht durch. Mehr Hilfe habe direkte Auswirkungen auf die Schweizer Sicherheit und verhindere Migration, sagte Laurence Fehlmann Rielle (SP/GE) zu den Anträgen.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter forderte vergeblich, auf der Linie des Bundesrates zu bleiben. Bei der Internationalen Zusammenarbeit habe der Bundesrat bereits gespart. Mit den beiden Budgetposten hat sich nun wieder der Ständerat zu befassen. Er hatte die vom Bundesrat beantragten Budgetposten bewilligt.

Mehr Geld für Bacs

Die Rüstungsausgaben erhöht das Parlament um 70 Millionen Franken auf knapp 2,8 Milliarden Franken. Allerdings stutzte der Nationalrat im Gegenzug den Betriebsaufwand der Armee um 25 Millionen Franken. Die Finanzkommission hätte hier lediglich 50 Millionen mehr sprechen wollen. Auf einen Einzelantrag hin folgte der Rat dem Ständerat.

Mehr Geld erhält im nächsten Jahr das Bundesamt für Cybersicherheit (Bacs). Der Nationalrat hat wie schon der Ständerat das Budget des noch jungen Bundesamtes um zehn Millionen Franken aufgestockt, auf rund 26,25 Millionen Franken.

Um 1,8 Millionen Franken aufgestockt haben die Räte auch das Budget des Bundesamtes für Polizei (Fedpol), gegen den Willen der SVP. Die Mehrheit will eine personelle Aufstockung der Bundeskriminalpolizei ermöglichen. Auch der Bundesrat forderte vor Kurzem mehr Personal für Kriminalermittlungen.

Weniger Geld für Tourismuswerbung

Für Tourismuswerbung im Ausland will der Nationalrat hingegen 6 Millionen Franken weniger bereitstellen als der Bundesrat, und das Budget von Schweiz Tourismus entsprechend kürzen. Angesichts der mit Touristinnen und Touristen überfüllten Orte im Berner Oberland sei das angebracht, sagte Ursula Zybach (SP/BE) dazu.

Reto Nause (Mitte/BE) wehrte sich ohne Erfolg gegen die Pläne der Mehrheit. Die zarte Pflanze «Fremdenverkehr» habe sich von der Covid-19-Pandemie gerade erst erholt, sagte er. Auch würde die Kürzung vor allem ländliche Regionen treffen. Mit der Kürzung hat sich nun der Ständerat zu befassen.

Für den Weinbau wiederum will das Parlament mehr Geld ausgeben als der Bundesrat. Der Nationalrat hiess einen Antrag der SVP gut, den Winzern mit zusätzlichen zehn Millionen Franken unter die Arme zu greifen – sie sind mit sinkender Nachfrage konfrontiert. Auch der Ständerat hatte die Aufstockung bewilligt.

Geld für den ALV-Fonds

Einig sind sich die Räte auch über mehr Mittel für die Bekämpfung von Tierseuchen, namentlich die Blauzungenkrankheit. Sie stellen unter anderem für die Beschaffung von Impfstoffen zusätzliche zehn Millionen Franken zur Verfügung. Zugunsten des Herdenschutzes bewilligte der Nationalrat 3,6 Millionen Franken mehr.

Dass der Bund sozusagen in letzter Minute mit zusätzlichem Steuergeld aus Genf budgetieren kann, wollen beide Räte vorsorglich nutzen. Der Nationalrat will die 290 Millionen Franken in den Fonds der Arbeitslosenversicherung (ALV) legen, gegen den Willen der SVP.

Der Nationalrat konnte am Montagabend aus Zeitgründen das Budget nicht zu Ende beraten. Noch offen ist sein Entscheid über die Subvention für einen Nachtzug von Basel ins schwedische Malmö, und auch über zusätzliche Mittel für den Gift-Telefonnotruf hat er noch nicht entschieden. Die Debatte wird am Dienstagmorgen fortgesetzt. (sda)

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Die beliebtesten Kommentare
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equus asinus
09.12.2025 06:26registriert November 2023
Ich frage mich, ob die Hilfe fremder Staaten, vor allem in Afrika, nachweislich einen Nutzen hat. So viele Milliarden, wie schon in diesen Kontinet gebuttert wurden und die Situation wird subjektiv nicht besser.
Auf einer Reise in Namibia sagten die Einheimischen, Entwicklingshilfe sei auch eine Art der Kolonialisierung. Das westliche Bildungs- und Wirtschaftssystem nehme in etwa gleichem Masse Rücksicht auf die Gegebenheiten vor Ort, wie das Ziehen von Landesgrenzen mit dem Lineal.
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Schneider Alex
09.12.2025 05:47registriert Februar 2014
Entwicklungspolitik der Schweiz: Wenig Transparenz bei Wirksamkeit und Effizienz!

Wirksamkeit und Effizienz der Entwicklungspolitik sind ständig zu prüfen. Leider hört man dazu in der Öffentlichkeit wenig von den verantwortlichen Stellen (z. B. DEZA). Interessieren würde auch, warum sich die Schweiz nicht stärker für eine wirksame Familienplanung in den ärmsten Ländern einsetzt. Dies wäre das wirksamste Mittel, um den Wohlstand pro Kopf zu steigern. Und selbstverständlich müssen Entwicklungsgelder an den Abschluss von Rückübernahme-Abkommen für abgewiesene Migrant:innen gekoppelt werden.
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